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Samstag, 29. März 2014

Asperger und die Umgebung

Für viele Menschen spielt die Umgebung eine grosse Rolle. Sie sind darauf angewiesen, dass sie für sie passt. Sie brauchen das Gefühl, geborgen zu sein. Auch haben viele gerne Bilder sonst irgendwelche Gegenstände gerne rumstehen. Menschen nehmen die Umgebung, in der sie sind, wahr. Sie können sie fühlen. Sie können sie erleben.
Ich kann das nicht. Mir ist die Umgebung egal. Das heisst, ich kann sie nicht wahrnehmen. Ich fühle sie nicht. Ich merke nicht, ob sich Gegenstände im Raum befinden oder nicht. Sehen, tue ich sie schon. Aber nicht wahrnehmen. Das ist auch einer der Gründe, wieso ich immer wieder gegen Gegenstände knalle.
Bilder mag ich gar nicht. Sie lenken mich nur ab. Sie irritieren mich. Auch sonst, so kleine Gegenstände wie Figürchen mag ich nicht. Sie bringen mich aus dem Konzept.
Muggel hingegen, können nicht genug davon bekommen. Sie brauchen diese Dinge scheinbar. Wozu? Keine Ahnung. Wie auch? Ich kenne das ja nicht. Aber die Umgebung besteht ja nicht nur aus Gegenständen und Bildern. Sie besteht auch aus Menschen. Sie besteht aus Stimmen.
Das ist genau das, was ich brauche. Stimmen. Ich kann die Menschen nur über ihre Stimme wahrnehmen. Nicht aber über ihre Anwesenheit. Ist eine Person einfach im Raum, dann ist sie nicht da. Ichs sehe sie, aber ich nehme sie nicht wahr. Ich kann sie auch nicht fühlen. Bis vor 3 Jahren, wusste ich nicht einmal, dass man das kann. Einen Menschen fühlen. Merken, wenn er neben einem ist. Ich wusste das nicht. Erst in der Klinik habe ich das gelernt, dass das normal ist. Nicht das was ich wahrnehme. Nichts.
Für mich ist es aber nicht schlimm. Ich bin 39. Mein ganzes Leben habe ich so verbracht. Ich kenne es nicht anders. Also ist es für mich normal. Für mich sind die anderen nicht normal. Ich meine, ich weiss einfach nicht, wie es ist, die Umgebung wahrzunehmen. Weiss nicht, was es heisst, dass die Umgebung wichtig ist. Damit meine ich nur Gegenstände. Einrichtungen.
Zur Umgebung gehört ja aber auch dazu, dass man verstanden wird. Dass die Menschen die um einem sind, einem so akzeptieren, wie man ist. Das man sich nicht verstellen muss. Dass man nicht ein Theater spielen muss. Dass ist ja das, was viele Autisten tun. Sie spielen ein Theater. Sie sind nicht sie selbst. Jahrelang. Jahrzehntelang, habe ich so gelebt. Ich war immer der Komische. Meine Umgebung hat mich nie wirklich akzeptiert. Ich war meistens alleine. Klar, hatte ich auch Beziehungen. Viele sogar. Aber die haben nie lange gehalten. Heute weiss ich wieso. Ich weiss, dass ich eine spezielle Umgebung brauche. Eine die einerseits aus Toleranz und Verständnis besteht und andererseits aus Ruhe. Die Ruhe ist für mich eine sehr wichtiger Faktor. Wenn nicht der wichtigste überhaupt. Eine Umgebung kann noch so perfekt sein. Wenn sie nicht ruhig ist, dann ist sie nicht geeignet. Mit Ruhe meine nicht nicht ruhig. Sonder still. Kein Geräusch. Ausser, das von PC's. Mehr auch nicht.
Zuviele Stimme irritieren mich. Ich schaue dann immer den Stimmen nach. Kann mich nicht mehr konzentrieren. Kann nichts mehr tun. Deshalb kann ich nicht ein einem Raum arbeiten, der mehr als 4 Personen hat. Mich ausgeschlossen.
Die Umgebung ist für mich aber immer noch ein Rätsel. Dies hat sicher auch damit zu tun, dass ich nicht 3D sehen kann. Ich nehme die Umgebung wie im 2D-Kino wahr. Für mich ist alles eine Ebene. Das führt dazu, dass ich mit Treppen enorme Probleme habe. Ich kann nicht einfach eine Treppe hinunter oder hinauf gehen. Ich brauche etwas, woran ich mich halten kann. Auch berühre ich, wenn ich durch einen Raum gehe, die Wände, die Gegenstände. So verhindere ich, dass ich in sie hinein laufe. Das ich mich verletze. Deshalb bin ich am liebsten ein den Umgebungen, die ich kenne. Wie meine Wohnung, die Wohnung meiner Frau oder am Arbeitsplatz. Da kenne ich mich aus. Da weiss ich wo was steht und kann mich einigermassen frei bewegen. Aber auch nicht so frei, wie ein Muggel.
Wie auch immer. Die Umgebung ist etwas, das mich ständig umgibt. Und doch, habe ich Mühe mit ihr. Sie ist für mich sehr anstrengend. Ich muss mich ständig orientieren. Muss mich ständig anpassen. Dies ganz einfach darum, weil sich immer mal wieder was ändert. Das ist nicht einfach. Steht ein Gegenstand plötzlich an einem anderen Ort im Raum, ist das für mich ein neuer Raum.

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