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Mittwoch, 10. April 2013

Asperger und keine Asperger

Das Asperger-Syndrom ist nicht gegen aussen so leicht zu erkennen. Viele Menschen sind verwundert, wenn ich sage, dass ich Autist bin. Besonders das Asperger-Syndrom ist noch nicht ein alltäglicher Begriff geworden.
Für mich war die Diagnose eine Befreiung meiner selbst. Endlich konnte ich lernen, wer ich bin. Auch, was ich kann und was nicht. Dies war zu Beginn sehr mühsam, da ich vieles nicht kapiert habe, oder mit vieles nicht gelingen wollte. Doch mit der Zeit bekam ich vieles in den Griff. Jedoch einige Sachen auch nicht. Dazu gehört, dass wenn viele Menschen in einem Raum sind, ich fast ausraste, und raus muss. Auch viel Licht oder Lärm sind für mich nicht nur lästig, sondern echt belastend. Ich kann mich dann extrem aufregen, und auch mal laut werden. Das Asperger-Syndrom ist allgegenwärtig. Jedenfalls, so lange ich mit anderen Menschen zusammen bin.
Die Pharma-Industrie sucht ja nach Medikament, um den Autismus zu vermindern. Medikamente sind meiner Meinung nach der falsche Weg. Wieso sollte ich das, was mich auszeichnet wegbehandeln lassen? Das ergibt für mich keinen Sinn.
Asperger haben meiner Erfahrung nach, nicht immer Asperger. Es gibt eine Situation, in welcher sie keines oder es nur schwach haben. Das ist, wenn sie alleine sind. Keine Menschen, kein müssen, nichts. Dann verschwindet es. Sobald jedoch wieder Menschen oder viel Licht und Lärm hinzukommen, ist es sofort wieder da. Ich denke, dass ist eine sonderbare Funkton des Gehirns. Wieso das so ist, weiss ich auch nicht. Leben müssen wir damit. Sich gegen Asperger zu wehren, hat meiner Meinung nach keinen Sinn. Wieso auch? Es macht einen Teil unserer Persönlichkeit aus. Wir sind wie wir sind. Was ich tat, war, zu lernen, wie ich mit dem Asperger umgehen kann. Wie ich damit meinen Alltag besser meistern kann. Dies alles war und ist immer noch ein mühsamer Prozess. Denn auch nach über 2 Jahren, gelingen mir viele Dinge nicht.
Was ich aber auch geniesse, ist meine aspergerfreie Zeit. Also, wenn ich alleine zuhause bin. Dann habe ich auch mal Ruhe vor mir selbst oder besser gesagt vor dem Asperger. Diese Zeit brauche ich um mich zu erholen. Das heisst aber nicht, dass ich nicht gerne mit anderen Menschen zusammen bin. Besonders meine Frau gibt mir sehr viel Kraft und auch Liebe. Dies brauche ich genau so, wie meine Ruhe. Denn nur das Eine ist auch nicht gut. Es braucht immer einen Ausgleich.
Asperger ist für mich auch eine Art Berufung geworden. Dank der Diagnose, habe ich den Job, welchen ich heute habe. So kann ich auch meine Erfahrungen mit einbringen. Besonders, wenn Personen neu bei uns sind. Ich kann Ihnen helfen zu verstehen, was sie sind, und was sie können. Dies ist ein Prozess, welcher Monate dauert. Für mich ist es eine wunderbare Arbeit. Denn einerseits, kann ich mich mit der Informatik beschäftigen, aber andererseits auch anderen Menschen helfen. Diese Kombination ist für mich super.
Asperger ohne Asperger gibt es ja laut Definition nicht. Jedoch ist es doch so, dass sich Asperger ja besonders in der Art wie wir kommunizieren äussert. Sind keine Menschen um uns herum, gibt es ja auch nicht zu kommunizieren. Also kein Asperger. Auch das sich zurückziehen entfällt, da wir ja alleine sind.
Was aber auch für uns wichtig ist, ist, dass wir unter Menschen gehen. Denn wir sind auch ein Teil der Gesellschaft, und sollten auch unseren Beitrag so gut wir eben können leisten. Denn nur zu nehmen, und nicht zu geben, ist meiner Meinung nach falsch.
Asperger ist für mich eine Behinderung, aber auch einen Segen. Es ist wie immer paradox. Aber genau so sind wir. Anders und doch gleich.

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