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Freitag, 2. November 2012

Autismus und die Belastbarkeit

Wahrend meiner fast 20 Jahren in welchen ich arbeite, ist mir etwas aufgefallen. Ich habe immer einfach gemacht, was ich machen musste. Aber eben doch nicht immer. Manchmal wollte ich tun, was ich tun wollte. Das konnte diskutieren sein, oder im Netz surfen. Je nach dem. Auch tat ich mir immer schwer, mit Befehlen. Ich empfand diese immer als mühsam. Viele der Befehle, das weiss ich heute, waren gar keine. Nein, es waren Bitten. Doch ich habe das nicht verstanden.
Immer machen zu müssen, immer zu entsprechen, das hatte seine Spuren hinterlassen. Dies endete in einem 6 monatigen Klinkaufenthalt. Heute bin ich dafür dankbar.
Dies hat mir gezeigt, dass ich doch nicht so belastbar bin, wie ich immer glaubte. Im Gegenteil. Ich vertrage keine Stress mehr. Nicht einmal mehr Bitten, welche sehr bestimmt gesagt werden. Meine Belastbarkeit ist nicht mehr diejenige, welche sie einmal war.
Heute arbeite ich für eine Stiftung, welche Autisten abklärt und sie fit für eine Ausbildung macht. Meine Erfahrung aus meiner eigenen Vergangenheit versuche ich an sie weiterzugeben. Dies ist nicht immer einfach, da ich ja auch meine Vorgaben, und Ziele habe. Ich versuche aber, den Klienten nicht mehr zuzumuten, als ich selber tun könnte. Dies ist aber nicht immer einfach. Da jeder Mensch verschieden ist, und auch eine eigene Vergangenheit hat.
Muss ich etwas machen, was ich nicht verstehe, wieso, oder ich nicht will, das wird es schwierig. Ich habe dann einfach kein Willen, es zu tun. Wieso sollte ich etwas machen, was für mich keinen Sinn ergibt? Nun, ich weiss, dass das nicht immer geht. Doch ich versuche, dass es nicht häufig dazu kommt.
Kann ich jedoch etwas machen, was ich will, oder mir sogar Spass bereitet, dann kann ich Stunden damit verbringen. Dann spielt Zeit keine Rolle mehr. Genau das erlebe ich auf Arbeit selber. Gebe ich denn Jungen etwas, was sie nicht interessiert, dann sind sie nicht motiviert, oder aber sie verweigern die Arbeit. Immer etwas passendes zu finden, ist daher nicht so einfach. Jedoch kann ein Gespräch jeweils einiges klären.
Belastbarkeit ist also so eine Sache für sich. Denn sie ist meiner Meinung nach nicht so einfach zu messen. Will man etwas machen, dann ist alles egal. Muss man etwas machen, dann klappt es nicht oder nur mühsam. Autisten reagieren da noch viel extremer, als NT's. NT's haben das auch, aber sie können sich der Sache eher fügen, als Autisten. Wollen wir etwas nicht machen, dann tun wir es auch nicht. Das hat nichts mit Sturheit zu tun. Nein, es fehlt das Verständnis. Mehr nicht. Dies führt aber immer wieder zu Diskussionen. Klar, kann man wenn man arbeitet, nicht immer machen, was man will. Jedoch ist ein Arbeiter dann am besten, wenn er das machen kann, was er ab besten kann. Oder was ihn am meisten interessiert. So einen Arbeitsplatz zu finden, ist für Autisten nicht einfach.
Doch es gibt immer wieder einen Weg, so einen Platz zu finden. Klar ist aber, dass wir nicht nur fordern können, nein, wir müssen auch geben. Das kann die Zuverlässigkeit sein, das grosse Fachwissen, die Präzision.
Wir brauchen, wie ich schon so viele Male geschrieben habe, mehr Verständnis und Geduld. Wir sind nicht so einfach zu verstehen. Jedoch wenn Barrieren einmal überwunden sind, können beide Seiten davon profitieren. Dann wird die Belastbarkeit zu einer Nebensache.

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