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Montag, 24. September 2012

Autismus und die Aussenwelt

Für viele ist die Welt, welche einem umgibt, etwas ganz Normales. Sie gehört einfach dazu, und kaum einer stellt sich die Frage, was wäre, wenn die Welt nicht da wäre.Diese Frage ist sicher ein wenig komisch und auch abstrakt. Doch es ist die Frage, welche mich beschäftigt. Denn für mich ist die Welt um mich herum nicht wirklich real. Sie ist vielmehr wie ein Film durch welchen ich mich bewege. Dies hat sicher auch mit meiner Sichtweise zu tun, das 2,5D-Sehen. Dieses habe ich in einem früheren Artikel beschrieben.
Nun, die Sichtweise ist ein Aspekt, doch die Wahrnehmung ein anderer.
Damit meine ich ganz normale Ding wie Mensche in der Umgebung wahrnehmen, oder die Mimik und Gestik  wahrnehmen. Diese Dinge, kann ich nicht. Steht eine Person hinter oder neben mir, so registriere ich diese nicht. Erst, wenn sie mich berührt, oder ich sie hören kann. Dies ist jedoch im öffentlichen Raum nicht immer möglich. Daher erschrecke ich mich recht häufig, und auch heftig. Die Person, welche mich erschreckt hatte, entschuldigt sich jeweils. Denn, sie wissen häufig nicht, dass das für mich normal ist, und man sich nicht zu entschuldigen braucht. Ich lebe damit schon seit fast 40 Jahren. Ich selber habe kein Problem damit, es ist einfach unangenehm. Mehr nicht. Erkläre ich das Problem, so ist es immer das Selbe. Die Menschen verstehen mich nicht, da sie sich das nicht vorstellen können. Auch damit habe ich kein Problem. Ich kann mir das Gegenteil ja auch nicht vorstellen.
Mühsam ist es zum Beispiel in einem grossen Bahnhof. Da hat es immer viele Menschen, und ich pralle regelmässig mit Reisenden zusammen. Ich nehme sie nicht wahr. Das ist dann doch ein wenig mühsam. Was ich mir angewöhnt habe ist, dass ich einfach viel mehr um mich schauen muss. Viel mehr als ein normaler Mensch. Denn, wenn ich schon nichts wahrnehme, so muss ich mein Ohren und meine Augen dafür verwenden. Mit einiger Übung, habe ich es gar nicht einmal so schlecht hinbekommen. Zumindest in kleinen Menschenmengen. Aber so was wie ein grosser Bahnhof,, ist immer noch zu viel, da es zu viele Objekte gibt, welche sich gleichzeitig bewegen.
Die Aussenwelt ist, wie eingangs beschrieben, für mich nichts wirklich reales. Sie ist irgendwie surreal. Deshalb habe ich auch mit einer zu starken Veränderung meiner Umwelt meine liebe Mühe.
Doch vermeiden lässt es sich nicht immer. Ich muss das jeweils mühsam die neuen Räume abtasten, damit ich realisiere, wie weit die Gegenstände von einander entfernt sind. Auch, dass sie wirklich da sind. Sehen ist in diesem Fall, nicht alles. Ich muss es berühren, dass ich weiss, dass es wirklich da ist. Das scheint für NT's nicht nachvollziehbar zu sein. Denn sie merken den Raum und auch die Gegenstände. Nicht immer bewusst, aber unbewusst, registrieren sie sie. Dies ist sicher sehr praktisch, doch ich denken, dass es mich überfordern würde. Denn ich habe so schon genug zu tun.
Die Aussenwelt ist für mich jedoch nichts, was mir Angst macht. Ich lebe ja schon seit fast 40 Jahren in ihr, und ich kenne sie so weit ich muss. Auch kann ich ein für mich normales Leben führen. Doch manchmal, bin ich schon eingeschränkt. Ich kann nicht zu grossen Veranstaltungen gehen. Auch sind Zugfahrten in Zügen für mich nicht wirklich angenehm. Doch, damit kann ich leben. Da ich Auto fahre, bin ich auf die ÖV's nur im Notfall angewiesen. Der Besuch von Restaurants meide ich, wenn ich kann. Denn die vielen Stimmen und das ungewohnte Umfeld, sind für mich immer ein riesen Stress.
Ich habe mir mein Leben jetzt so eingerichtet, dass ich so wenig Stress wie möglich habe. Dies klappt bis jetzt ganz gut. Auch auf der Arbeit habe ich keinen Stress, da ich ja in einer Firma für und mit Autisten arbeite. Somit habe ich mir eine Aussenwelt geschaffen, die für mich gut ist. Dieser Weg jedoch war hart und lang. Doch die Mühen haben sich im nachhinein gelohnt. Die wichtigste Lektion jedoch war, dass ich weiss wer ich bin, und was ich will, und was eben nicht. Also auch mal NEIN zu sagen. Dies war sicher das Schwierigste von allem. Danach kam, zu sagen was ich will oder möchte.

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